Burnout bei Lehrkräften

Schloss Elbroich mit advitam Schlossklinik von oben
Neueröffnung advitam Schlossklinik

Seit über 20 Jahren behandeln wir im advitam Gesundheitszentrum Patienten mit psychischen Erkrankungen. In unserem Team arbeiten mehr 30 approbierte Psychologen, Fachärzte für Psychosomatische Medizin, Hausärzte und Internisten. Wir behandeln Erwachsene, Kinder und Jugendliche.

Wir konnten in den ambulanten Psychotherapien eine Menge Erfahrungen und Erkenntnisse über bestimmte Berufsgruppen gewinnen. Es gibt offenbar in jedem Beruf spezifische Belastungsfaktoren.

Ein großer Teil unserer Patienten besteht aus Lehrkräften – oftmals mit ähnlichen oder fast  identischen Berufserfahrungen – mit denselben krankmachenden Belastungen, Enttäuschungen und Kränkungen.

Wir haben unsere Erkenntnisse über die Krankheitsentstehung im Schulbetrieb und den typischen Krankheitsverlauf zusammengetragen. Es geht dabei nicht nur um Lehrer, sondern auch um Schüler, Eltern und letztendlich um uns alle. Auf Basis dieser Erfahrungen haben wir ein Therapiekonzept speziell für Menschen in der Krise entwickelt. Es handelt sich dabei um ein Gesamtkonzept bestehend aus Einzel- und Gruppentherapie, Entspannungsverfahren und ärztlicher Versorgung. Das GISA Programm (siehe unten) ist ein ambulantes Therapieprogramm, so intensiv wie eine vollstationäre Behandlung. Und ohne Wartezeiten. Es kommt seit mehr als 10 Jahren bei uns zum Einsatz und hat sich bestens bewährt. Erste Evaluationen konnten nachweisen, dass durch die Inanspruchnahme des GISA Programms die AU-Zeiten der Betroffenen deutlich verkürzt werden konnten.

Was macht Lehrer und Schüler krank?

Ein gutes Lernklima ist die wichtigste Grundlage für den Lernerfolg. Es gibt viele Gründe, die ein gutes Lernklima zerstören können. Das gesamte System scheint erkrankt.

Grundschüler sind meistens am Anfang ihrer Schulzeit noch offen, neugierig, kreativ, interessiert und wollen lernen. Das ändert sich fast bei allen früher oder später.

Das Hauptproblem ist der Lehrermangel. Obwohl sich dieser seit Jahren ankündigt, wurde politisch nicht viel unternommen, um dem entgegenzuwirken. Die dadurch entstehenden Belastungen werden den arbeitenden Lehrkräften einfach zusätzlich zugemutet. Eine  durch Ignoranz entstandene dauerhafte  Kränkung.

Wie sollen die Lehrer diesen Mangel ausgleichen? Die Klassen sind zu groß. Es gibt kaum Zeit für Problemkinder und für Problemeltern.

Schulen sind ein Spiegel der Gesellschaft. Hier trifft alles zusammen. Die  Zahl der Gewaltdelikte an Schulen nimmt rapide zu, ganz zu schweigen von alltäglichen Respektlosigkeiten der Schüler. Ein Lehrer muss ständig auf der Hut sein. Immer bereit sein, sich gegen verbale und mitunter körperliche  Attacken zu wehren. Der Lehrer ist keine Respektsperson mehr. Sein Image ist angegriffen. Er steht nicht selten als Sündenbock da, für das nicht funktionierende System.

Immer mehr Schüler weichen extrem  vom mittleren  Leistungsniveau  ab. Hochbegabt oder komplett überfordert. Extrem ehrgeizige Eltern oder emotionale Verwahrlosung. Oder beides gleichzeitig.

Sprachprobleme durch Migration erschweren oder verhindern Integration. Manchmal ein komplettes Schulleben lang. Dazu kommen Stressfaktoren wie  überbordende Bürokratie, aufwändige und komplizierte Regeln. Enttäuschte, wütende, anspruchsvolle, überängstliche Eltern in einem  bisher nicht gekanntem Maß. Die  gestressten Kollegen ziehen sich zurück, ebenso die überlastete Schulleitung. Es fehlt an Kraft und Motivation für außerschulische Events. Ausflüge, Experimente, Schulfeste bleiben auf der Strecke. Und damit die Freude am Schulleben und das Erleben von positiven neuen Erfahrungen.

Die Schule soll alles kompensieren. Das  kaputte  Elternhaus, unfähige Eltern, aggressive, hochängstliche, depressive Schüler, den ignoranten Staat. Und dazu kommen die Verführungen des Internets.

Unsere Schulen bieten keinen sicheren Halt mehr, sind nicht mehr richtungsweisend. Fatal für Lehrer, Schüler, Eltern und für die ganze  Gesellschaft. Ein Desaster. Gute Bildung für alle  ist unmöglich.

Auswirkungen auf Lehrer

Ein engagierter Lehrer mit hohem Anspruch an seine Leistung ist dennoch bemüht, den Schülern soviel wie möglich beizubringen, dazu eine gute Lernatmosphäre zu schaffen, alle zu motivieren und möglichst keinen zurückzulassen.

Das sind Menschen mit hohem Anspruch an sich selbst, Perfektionisten, die sich vor allem über die eigene Leistung definieren, deren Selbstbewusstsein überwiegend davon abhängt und von der Wertschätzung anderer. Auch diejenigen, denen der Beruf mal richtig Spaß gemacht hat, die früher viel erreicht haben und ihre eigenen Ziele nicht aufgeben wollen. Besonders oft betroffen sind auch jene, die anderen gern helfen, die vielleicht manchmal zu empathisch sind, die sich ernsthaft kümmern, die ganz besonders engagiert sind. Arbeit bedeutet für sie viel mehr als Geldverdienen.

Wie reagieren Körper und Seele auf den permanenten Druck. Auf lange Sicht ist Krankheit die logische Konsequenz von krankmachenden Arbeitsbedingungen. Dennoch wird nicht jeder davon krank.

Von anderen kaum bemerkt, schwindet bei chronisch erschöpften Lehrern die innere emotionale Beteiligung. Bei zunächst voller Funktionstüchtigkeit. Kaum noch Motivation und kaum noch Engagement. Routinearbeit geht auch so.

Je nach Frustrationstoleranz und Leidensfähigkeit kann das lange Zeit so weitergehen. Allein die Seele vergisst nicht und verarbeitet die vielen Kränkungen nicht. Alles ist in Körper und Seele gespeichert. Die Wunden gären im Unterbewusstsein. Arbeitswunden.

Je nach persönlicher Veranlagung und nach dem Ausmaß der beruflichen Belastungen werden Menschen früher oder später krank. Irgendwann beginnt die Abwärtsspirale. Zunächst für andere kaum sichtbar. Motivation, Freude, Engagement, Power, Geduld, Einfühlung, Kreativität, Schwingungsfähigkeit. Die wichtigsten persönlichen Eigenschaften besonders im Lehrberuf verwandeln sich im Laufe der Zeit in sozialen Rückzug, Gleichgültigkeit, Hilflosigkeit und Resignation. Also Dienst nach Vorschrift. Besonders diejenigen mit hohem Leistungsanspruch, die Fleißigen und Tüchtigen empfinden Scham. Sie können nicht mehr den eigenen Ansprüchen gerecht werden. Ihre Unpässlichkeiten werden ignoriert, persönliche Empfindlichkeiten belächelt. Die Kränkungen führen zu Dienst nach Vorschrift bis zur Krankmeldung. Der einzige Ausweg. Und eine Zensur. Wohin führt der Weg?

Auswirkungen auf Schüler

Wem Schule keinen Spaß macht, der geht auch nicht gern hin. Für den ist Lernen eine mühsame Qual. Viele fühlen sich ausgegrenzt, sind unter- oder überfordert. Manche fühlen sich allein gelassen unverstanden, bleiben auf der Strecke, entwickeln Vermeidungsstrategien. Bis zur Pubertät sind viele Schüler noch mehr oder weniger angepasst und ordnen sich Autoritäten unter. Dann aber kommt die Quittung. Jetzt häufen sich psychische Auffälligkeiten wie Aggressionen, sozialer Rückzug, psychosomatische Beschwerden, Depressionen, Angststörungen, Selbstverletzungen und Suchtverhalten. Mit enormen Auswirkungen auf die Klassengemeinschaft. Im nachfolgenden kommt es zu Schulverweigerungen und Schulabbrüchen. Mit derartigen dysfunktionalen Strategien versuchen die Heranwachsenden ihre Probleme zu bewältigen.

Lehrer werden im Stich gelassen

Was fehlt ist die gesellschaftliche Solidarität, politisches Engagement, Wertschätzung und optimistische Zukunftsperspektiven. Wir alle sehnen uns nach Geborgenheit, Zugehörigkeit, Sicherheit, Wertschätzung und Respekt. Wir wünschen uns Authentizität, Integrität, Gelassenheit, Souveränität.

In unserer Leistungsgesellschaft beziehen wir einen großen, manchmal überproportionalen Teil davon aus Leistung und Beruf. Besonders wenn Partnerschaft und Familien auseinanderbrechen oder die Gefahr des Scheiterns ständig lauert, wenn weder Traditionen noch Religion Struktur und Stabilität ins Leben bringen, bleibt allein die Arbeit als emotionale Versorgungsinstanz und wichtigster Haltgeber. Allerdings für einen enormen Preis. Anpassung wird gewürdigt. Disziplin, Verlässlichkeit und Fleiß. Individualität, besondere Persönlichkeitsstile und Eigenwilligkeit dagegen passen kaum in ein Schema. Manche gesunden und starken Eigenschaften sind am Arbeitsplatz nicht gewünscht, werden unterdrückt und machen letztendlich krank. Auf lange Sicht wird so Spontanität zur Sprunghaftigkeit, Temperament zur Hysterie, Introvertiertheit zur Langeweile, Engagement und Pflichtbewusstsein zur Überforderung, Genauigkeit zur Zwanghaftigkeit, Angst vor Fehlern wird zu Überangepasstheit und Rückzug. Führungskräfte geben den Druck nach unten weiter. In der Schule gedeiht ein Nährboden für Misstrauen, Intrigen und Mobbing.

Auswege für Lehrer

Der unvermeidliche Ausweg aus der Misere ist der Rückzug. Zunächst bringt der Rückzug und die Vermeidung eine enorme Erleichterung. Aber wie geht es weiter? Eine „normale“ Bewältigungsstrategie in dieser Phase in anderen Berufen ist Kündigung. Lehrer können aber nicht kündigen – nur innerlich. Der Beamtenstatus ist in jetzt ein zweischneidiges Schwert. Eine Versetzung ist oft keine echte Option. Zu bürokratie- und zeitaufwändig und bringt dann auch nicht in jedem Fall eine  dauerhafte Verbesserung. Die Abhängigkeit vom System wird überdeutlich. Und verstärkt die Gefühle von Abhängigkeit, Hilflosigkeit und Resignation bis hin zur Diagnose der Depression. 

Die Abwärtsspirale geht weiter

Gedanken an die Arbeit verursachen sofort Unwohlsein. Je länger der Krankenstand umso schlimmer. Wer gut verdrängen kann, hat zunächst eindeutig Vorteile. Zuerst große Entlastung, endlich frei, endlich Ruhe. Weit weg sind Chefs und Kollegen, Projekte und Entscheidungen.

Die neue Freiheit hält meist nicht lange. Schlechtes Gewissen schleicht sich ein, Angst vor der Zukunft, Gedanken an Arbeit, Geldsorgen, Beziehungsprobleme führen zu ständigem Grübeln und Innerer Unruhe. Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme, sorgen für den weiteren Verlust des Selbstbewusstseins. Gerade jetzt, wo es keinen äußeren Druck mehr gibt, geht es weiter bergab. Der innere Druck steigt und damit Verwirrung, inneres Chaos, Enttäuschung, Scham- und Schuldgefühle und Wut auf sich selbst. Dieser Zustand wird dann nicht selten mit Alkohol oder Schlaftabletten betäubt. Dem inneren Rückzug folgt der äußere Rückzug vom sozialen Leben. Angst vor unbequemen Fragen und Scham führen zur Isolation. Einladungen werden abgesagt, keine Lust auf Freund und Verwandte. Statt früherer Lebensfreude und positiver Ausstrahlung herrscht Antriebslosigkeit, Gereiztheit und Abstumpfung. Kein Interesse mehr an anderen. Man hat schon mit sich selbst genug zu tun.

Unser Gesundheitssystem

Ärzte schreiben krank. Was bleibt sonst übrig. Medikamente vielleicht. Psychopharmaka bedeuten für mancheinen die Kapitulation. Nicht selten stellen sich in dieser Zeit zusätzlich körperliche Beschwerden ein. Es kann zu Problemen im Magen- und Darmbereich kommen, Herz- und Kreislaufbeschwerden, Schwindel, Zittern, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Hautveränderungen. Regelmäßige Arbeit rückt in weite Ferne.

Ärzte empfehlen Psychotherapie. Oft geben Sie den Patienten Listen mit Namen der niedergelassenen Therapeuten aus der Umgebung. Manche vergessen allerdings dabei zu erklären, dass es fast unmöglich ist, kurzfristig einen Therapieplatz zu bekommen. Geschweige denn bei einem „speziellen“ Therapeuten. Meist kommt es zu langen oft unübersichtlich langen Wartezeiten. Naturgemäß muss ein wartender Patient glauben, dass seine psychische Erkrankung nicht besser werden kann, solange er nicht behandelt wird, solange er also auf einen Therapieplatz wartet. Eine selbsterfüllende Prophezeiung. So wie die positive Wirkung eines Placeboeffekts in vielen Studien eindeutig nachgewiesen wurde, so wirkt sich auch die Etikettierung der psychischen Diagnose eindeutig negativ auf den weiteren Verlauf der psychischen Symptomatik aus. Unbehandelte Ängste haben zudem die Eigenschaft, sich weiter auszudehnen und zu verfestigen. So kommt es nicht selten zu handfesten Panikattacken, die den Lebensraum des Patienten enorm einengen. Sie überkommen den Menschen ohne sichtbaren Grund, ohne Erklärung. Sie schockieren, lähmen und engen weiter ein. Im schlimmsten Fall verlässt ein Mensch über Monate seine Wohnung nicht mehr. Sollte es irgendwann doch klappen mit dem Therapieplatz, wird manchmal in Kauf genommen, dass die Chemie mit dem Therapeuten nicht so ganz stimmt oder dass es kein richtiges Fortkommen gibt. Eine Chance für selbsternannte Heiler, für esoterische oder unseriöse Angebote.

Ein neues Angebot in Düsseldorf  –  die advitam Schlossklinik

GISA (Ganzheitliches Integratives Stabilisierungs Angebot)  – eine Komplexbehandlung – bietet Menschen in der Krise professionelle effektive Hilfe ohne Wartezeit

Ein bewährtes intensives Behandlungsprogramm mit besten Evaluationsergebnissen.

Aufgrund des weiter wachsenden Bedarfs nach ambulanter Psychotherapie haben wir das ursprüngliche GISA Programm (Ganzheitliches Integratives Stabilisierungs Angebot) weiterentwickelt, um Burnout- und Mobbing Probleme frühzeitig zu erkennen und psychische Erkrankungen mit langen Arbeitsunfähigkeitszeiten zu verhindern.

Das GISA Basis Programm zur Prävention von psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz.

Das GISA Intensiv Programm sowohl zur Prävention als auch zur gesundheitlichen Stabilisierung. Es richtet sich an Burnout Gefährdete und  Burnout Betroffene mit ersten Beschwerden. Die GISA Programme unterscheiden sich in Intensität und inhaltlicher Ausrichtung deutlich von anderen Angeboten. Das Konzept basiert auf den Grundannahmen, dass jeder von Burnout betroffen sein kann, dass ein „Burnout“ zunächst ein Zustand und keine Krankheit ist und dass die Entwicklung einer Burnout Folgeerkrankung bei frühzeitigem Eingreifen verhindert werden kann.

advitam Schlossklinik
Dipl.-Psych. Katharina Heininger
Psych. Psychotherapeutin/Supervision


WEITERE NEWS